Bundesliga Herren – ein Lebenszeichen gegeben

Zwei Spieltage vor dem Ende haben die Herren immer noch die „rote Laterne“ inne. Doch abgeschrieben sind sie längst noch nicht. Durch den Punktgewinn für das 3:3 gegen den deutschen Rekordmeister BW Neuss liegt der FTC Palmengarten nur noch einen Zähler hinter BW Aachen und dem TK GW Mannheim, die am kommenden Spieltag gegeneinander spielen. Da hat das Team von Trainer Philipp Marx noch eine Chance, mindestens einen der beiden Konkurrenten hinter sich zu lassen. Dass es ein schweres Unterfangen ist, weiß in Frankfurt jeder. Denn am Freitag (13 Uhr) gastiert am Berkersheimer Weg kein Geringerer, als der die Tabelle anführende Meisterschaftsfavorit TC Bredeney Essen. Und am Sonntag wird die Saison abgeschlossen bei Titelverteidiger TC Großhesselohe München. Aber da es in der Bundesliga 2025 schon so viele überraschende Ergebnisse gegeben hat, weiß man auch: Jedes Match muss erst einmal gespielt werden.

Auf der FTC-Anlage herrschte eine Superstimmung. Die 600 Zuschauer, darunter rund 50 aus Neuss, feuerten lautstark die Spieler an, zeigten sich auch von den Leistungen begeistert. Vor allem nach dem Spitzenspiel zwischen dem Peruaner Ignacio Buse (ATP 135) und dem erfahrenen Otto Virtanen (ATP 117), dem vielleicht hochklassigsten Match, das in dieser Saison in Frankfurt gespielt wurde. Was der Finne an Power, vor allem mit der ungemein kraftvollen Vorhand voraushatte, glich der Frankfurter mit Köpfchen und viel Ballgefühl aus. Im spannenden Match-Tiebreak erkämpfte er sich – vor allem aufgrund seiner besseren Rückhandschläge – bei 9:7 zwei Matchbälle, doch drei Punkte später musste er beim Stand von 9:10 und Aufschlag Virtanen selbst einen Matchball abwehren, ehe er mit 4:6, 6:2, 12:10 den ersten Punkt für die Gastgeber holte.

Für den zweiten Sieg sorgte der Argentinier Facundo Mena. Nach einem mit 6:4 gewonnenen Satz legte er mit variablen Bällen sowie guten Volleys einen Zwischenspurt zum 5:2 hin. Der Franzose Geoffrey Blancaneaux konnte noch ausgleichen, doch den Tiebreak beherrschte dann wiederum Mena sehr souverän. Der durch eine Blase am Fuß gehandicapte Spanier Pol Martin Tiffon war gegen den Dänen Elmer Moller allein schon wegen der eingeschränkten Beweglichkeit chancenlos (1:6, 3:6). Der Argentinier Pedro Cachin ließ wieder einmal das Selbstvertrauen vermissen, dass erforderlich gewesen wäre, um sich gegen den Spanier Javier Barranco Cosano zu behaupten.

Im Doppel stand wenig später ein völlig anderer Cachin auf dem Center Court. An der Seite von Buse spielte er gegen Virtanen/Blancaneaux wie zu seinen besten Zeiten. Der Peruaner dominierte das Spiel von hinten, Cachin sorgte für Punkte am Netz, hatte aber auch von der Grundline gute und erfolgreiche Schläge. Zusammen ergab es ein 6:3, 6:2

Die rund 400 angesichts der Spannung verbliebenen Zuschauer wechselten zu dem 2.Doppel. Vor der Gastronomie-Terrasse führten bei 4:4 ein verrutschter Lobversuch von Mena sowie ein zu lascher Volley von Sriram Balaji zum Break und damit Verlust des ersten Satzes. Im zweiten Durchgang steigerte sich an der Seite des Doppelspezialisten aus Indien Mena erheblich, die Gastgeber glichen mit 6:3 aus. Im Match-Tiebreak waren es dann aber ausgerechnet einige Fehler des stärksten Doppelspielers aus dem Quartett, der den FTC Palmengarten den ersten doppelten Punktgewinn kostete. Beim 1:6-Rückstand wollten die ersten Fans gehen. Doch nur vier Minuten später glich die Anlage einem Hexenkessel. Ein toller „Schuss“ von Facu Mena brachte die Gastgeber auf 6:7 heran. Die Entscheidung fiel bei 7:8, als nach einem langen Ballwechsel Balaji den Gegner longline überraschen wollte, dieser aber seine Absicht erahnte. Das mit einem Ass sorgte Barranco Cosano dann für das 7:10, das die letzte Hoffnung auf zwei Punkte nahm.

FTC Palmengarten  – BW Neuss 3:3. – Ignacio Buse (Peru) – Otto Virtanen (Finnland) 4:6, 6:2, 12:10, Pol Martin Tiffon (Spanien) – Elmer Moller (Dänemark) 1:6, 3:6, Facundo Mena (Argentinien) – Geoffrey Blancaneaux (Frankreich) 6:4, 7:6, Pedro Cachin (Argentinien) – Javier Barranco Cosano (Spanien) 4:6, 3:6, Buse/Cachin – Virtanen/Blancaneaux 6:3, 6:2, Mena/Sriram Balaji Tabur/Barranco Cosano (Frankreich/Spanien) 4:6, 6:3, 7:10.

Dass man gegen Neuss einem Sieg nahe sein würde, konnte man zwei Tage zuvor noch nicht vermuten. Da wurde beim Tabellendritten Kurhaus Aachen mit einer bis auf eine Ausnahme gleicher Mannschaft 0:6 verloren. Aachen gewann alle vier Einzel. Den besten Eindruck im Palmengarten-Team hinterließ auch da schon Ignacio Buse, der Francesco Passaro (ATP 118) erst im Match-Tiebreak unterlag. Im ersten Satz wirkte er noch ein wenig unsicher, wurde manchmal zu kurz, was der Italiener ausnutzte und mit Erfolg zum Netz aufrückte. Im zweiten Durchgang wurden die Kräfteverhältnisse genau gedreht. Nun war es der gut aufschlagende Ignacio, der den Gegner mit langen, platzierten Schlägen hinten hielt und selbst bei jeder sich bietenden Gelegenheit vorne die Punkte machte. Leider konnte er dies im entscheidenden verkürzten Satz nicht wiederholen, doch er deutete seine Qualität an, die er am Sonntag bestätigte. Während Mena und Marek Gengel klar unterlegen waren, hätte Pol durchaus gewinnen können. Im ersten Satz gewann er die beiden ersten Games, danach haben beide Kontrahenten bis zum 4:4-Zwischenstand ihre Aufschläge alle abgegeben. Danach hatte der Spanier sechs Breakbälle vergeben, glich noch zum 5:5 aus, ehe er mit einem erneuten Aufschlagsverlust den Satz abgab. Im Durchgang zwei führte er 4:2, ging dann aber zu schnell auf den Punkt, während sein Gegenüber Federico Coria plötzlich keine Fehler mehr machte.

Kurhaus Aachen – FTC Palmengarten 6:0. – Francesco Passaro (Italien) – Buse 6:3, 3:6, 10:3, Federico Coria (Argentinien) – Martin Tiffon 7:5, 7:5, Timofev Skatov (Kazachstan) – Mena 6:4, 6:2, Matteo Martineau (Frankreich) – Marek Gengel (Tschechien) 6:3, 6:2, Passaro/Arneodo (Italien/Frankreich) – Buse/Mena 6:4, 6:4, Martineau/Pichler (Frankreich/Österreich) – Gengel/Sriram Balaji 6:4, 6:4.