Zukunft braucht Herkunft

In turbulenten Zeiten gegründet, hat der FTC 1914 Palmengarten den Tennissport in Deutschland von den Anfängen an mitgestaltet und sich durch sportliche Leistungen hohes Ansehen erworben. Heute, nach 100 Jahren, bietet er seinen deutschen und internationalen Mitgliedern Leistungs- und Breitensport, gesellschaftliche Highlights und eine professionelle Kinder- und Jugendförderung. (Bild oben: FTC-Tennisspieler und -spielerinnen in den 1920er Jahren)

Im FTC wurde Tennisgeschichte geschrieben

1874 wurde das moderne Rasentennis in England geboren. 1884 war Tennis in Frankfurt angekommen. Die Stadt ließ für den neuen Sport, den man in weißer Kleidung betrieb, zwölf Mietplätze im Palmengarten anlegen, inmitten von Bäumen, Wiesen und exotischen Pflanzen. Der Verein gehörte zu den Mitbegründern des Deutschen Tennisbundes, im Palmengarten wurden die ersten Deutschen Jugendmeisterschaften ins Leben gerufen. Am 6. Mai 1914 wurde die „Frankfurter Lawn Tennis Gesellschaft“ gegründet – die kurze Zeit später in „Frankfurter Tennisclub 1914“ umbenannt wurde. Bild: Tennisanlage im Palmengarten um die Jahrhundertwende

1. Weltkrieg und die goldenen 20er

1914: Kurz bevor das erste Clubturnier ausgetragen wurde, griffen die mitteleuropäischen Nationen zu den Waffen. Die Zahl der Mitglieder sank von 100 auf 13. Nach dem Krieg fand die erste Mitgliederversammlung am 6. April 1919 statt. Doch Tennisbälle zu beschaffen, erwies sich als große Herausforderung. Aus Kellern und Speichern kramten die Mitglieder uralte Bälle hervor und pumpten sie nötigenfalls mit einer Sonde wieder auf. Dann wurden sie den Spielern überlassen – leihweise. 1920: Es konnte auf insgesamt 14 Tennisplätzen, inklusive zwei Centrecourts gespielt werden. Zwischen 1919 und 1924 stieg die Mitgliederzahl auf insgesamt 124 an. Da viele starke Turnierspieler dem neuen Verein beitraten, nahm seine sportliche Bedeutung rasch zu. Das prächtige Clubhaus Villa Leonhardi, das 1806 errichtet und 1911 modernisiert worden war, bot Raum für glanzvolle gesellschaftliche Ereignisse. So entwickelte sich der FTC innerhalb weniger Jahre von einem lokalen Sportverein zu einem der renommiertesten deutschen Tennisclubs.

Tennis Mannschahft

Erste sportliche Erfolge

Nationale und internationale Wettkämpfe machten den Verein deutschlandweit bekannt. Gottfried von Cramm, Otto Froitzheim, Oskar Kreuzer und der spätere HTV-Präsident Ferdi Gosewich zählten zu den damaligen Spitzenspielern des Clubs. Bei den Damen waren vor allem die Weihemann-Schwestern, Ilse Friedleben (14-malige Deutsche Meisterin), Toni Weihemann und Anna Hemp, aber auch Hanne Nüsslein überregional erfolgreich. Die Geschichte der Deutschen Jugendmeisterschaften nahm 1924 im FTC ihren Anfang; sie gingen aus dem Palmengarten-Jugendturnier hervor. Unvergessen bleibt das Gastspiel der australischen Daviscup-Mannschaft 1929. Das Publikum sah ein hinreißendes Match des mehrfachen Wimbledon-Siegers Jack Crawford gegen Otto Froitzheim.

Weltwirtschaftskrise und Zweiter Weltkrieg

Mit der 1929 hereinbrechenden Weltwirtschaftskrise radikalisierte sich die politische Lage in Deutschland. Viele jüdische Mitglieder mussten den Verein und das Land verlassen. Alle bisherigen Jugendverbände wurden aufgelöst und durch die Hitlerjugend ersetzt. Wie zwei Dekaden zuvor erhielten die meisten aktiven männlichen Spieler ihren Stellungsbefehl zum Militäreinsatz. Und im Clubhaus wurde ein Lazarett untergebracht. 1945 erklärten die amerikanischen Alliierten das gesamte Palmengartengelände zum „Off-limits“-Bereich: Der FTC war ausgesperrt. Erst 1951 wurde dem Verein die Nutzung wieder gestattet und der Verein hieß nun offiziell „Frankfurter Tennisclub 1914 Palmengarten e.V.“

Mixed

Spitzenspieler & Spitzentennis

Die Damen gaben fast von Beginn den Ton im Verein an; schließlich hatten sie während des Ersten Weltkriegs den Verein am Leben erhalten. Die ersten Damen gewannen mehrfach die hessische Meisterschaft und stellten mit Margarethe Ambrosius lange die Nummer 1 der hessischen Rangliste. Bis 1973 wurde die Mannschaft elf Mal Hessenmeister und stieg dann in die Regionalliga auf. Die Herren legten in den 60er-Jahren den Grundstein für den langfristigen sportlichen Erfolg. Der Verein holte Daviscup-Spieler, Deutsche Meister und Wimbledon-Finalisten nach Frankfurt. 1974 stieg die Mannschaft in die gerade gegründete Bundesliga auf – und gewann ein Jahr darauf die Deutsche Vizemeisterschaft. Sechs Jahre spielte der FTC in der Bundesliga. An Nr. 1 stand der junge Australier Rod Frawley. Mehr zu den Spitzenspielern finden Sie in unserer Historie.

historischer Plan

In den Berkersheimer Weg

Der Palmengarten sollte als Erholungsraum für eine breite Öffentlichkeit ausgebaut werden – 1975 wurde dem Verein gekündigt. Durch viel persönlichen Einsatz gelang es dem damaligen Vorstand und den Planern, auch auf der neuen Anlage im Frankfurter Stadtteil Eschersheim ein attraktives und großzügiges Ambiente zu schaffen. Die Arbeiten begannen 1988, die offizielle Eröffnung fand am 23. Mai 1992 statt. Auf einem Areal von 36.000 Quadratmetern – viermal so groß wie die Fläche im Palmengarten – verfügt der FTC Palmengarten seitdem über 17 Sandplätze und fünf feste Hallenplätze, moderne Umkleide- und Duschräume mit Sauna und Fitnessraum. Die attraktive „Clublounge“ wird wegen der ausgezeichneten Küche und der dort stattfindenden Geselligkeiten gern auch von Nicht-Tennisspielern frequentiert.

Internationale Erfolge

Sportlich schloss der Verein fast nahtlos an die Zeit vor dem Umzug an. Die Damenmannschaft spielte 1994 bis 2003 in der Regional-, später 2. Bundesliga. Angeführt wurde sie von Eva Pfaff, der erfolgreichsten Spielerin des FTC Palmengarten und des Landes Hessen nach Kriegsende. Die 1. Herren konnten 1974 in die Bundesliga aufsteigen und die Klasse 6 Jahre halten. 1993 bis 1995 veranstaltete der FTC Palmengarten das „Junior World-Ranking-Tournament“, ein internationales Jugendturnier, von dem einige Teilnehmer – wie Andrea Petkovic und Tomas Berdych – später in die Weltelite vorstoßen sollten. Viele große Namen besuchten in diesen Jahren den FTC oder trainierten auf der Anlage, darunter Stefan Edberg, Niki Pilic, John McEnroe, Anders Jarryd und Mary Joe Fernandez.

Jahre des Wandels

Der Tennisboom der Ära Steffi Graf, Boris Becker und Michael Stich hatte sich abgekühlt. So stand für den Vorstand um Dr. Ingo Mantzke fest: Der FTC 1914 Palmengarten musste seinen Mitgliedern sportlich und gesellschaftlich einen deutlichen Mehrwert bieten. Kooperationen mit der Fitness-Company, dem Internationalen Tennis Club, dem Wirtschaftsclub Rhein-Main, dem International Bankers Forum und der Europäischen Schule waren der richtige Schritt in diese Richtung. Daneben setzte der Vorstand auch auf Turniere ohne Ranglistenpunkte – dafür mit viel Spaß: Finanzplatz-Cup, Ehepaarturnier, KIA-Mixed-Turnier. Doppelturniere in Halle und auf Sand zogen seit 2004 nicht nur die FTC-Mitglieder, sondern Tennisspieler von nah und fern an. Außerdem gelang es dem Vorstand mit seinem Geschäftsführer, dem früheren DTB-Trainer Jürgen Hackauff, den FTC Palmengarten zum Austragungsort für Spitzentennis zu machen. In bester Erinnerung sind noch die spannenden Fed Cup-Partien Deutschland gegen China (3:2) und gegen Frankreich (2:3), die den Centrecourt bis auf den letzten Platz füllten.