Bundesliga Herren – Tolles Tennis aber leider kein Happy End
Die Bundesliga-Herren stehen beim kommenden Heimspiel am Sonntag unter Siegzwang. Will man die Klasse halten, muss im Duell der punktgleichen Kellerkinder BW Aachen bezwungen werden.
Gegen den sehr starken Aufsteiger RW Köln hätte man die Ausgangslage verbessern können. Angesichts der enormen Doppelstärke der Rheinländer hätte man dazu mindestens drei Siege in den Einzeln gebraucht. Chancen dazu waren da, sie wurden jedoch vertan. Das 2:2 reichte nicht aus, denn Köln gewann beide Doppel.
Angesichts der Aufstellung herrschte schon vor dem Spielbeginn eher Pessimismus vor. Trainer Philipp Marx wusste am Freitag noch nicht, wie er eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammen bekommen soll. Die vier Ranglistenbesten hatten bei Turnieren alle die Schlussrunden erreicht, standen also nicht zur Verfügung. Das nominierte Team war auf dem Papier das schwächste, das die Frankfurter in der laufenden Runde aufgestellt haben. Doch Tennis wird nicht nach der Rangliste, sondern nach der Leistung entschieden. Und da zeigten gerade die Spieler, die schon lange für den TCP spielen, ein richtiges Kämpferherz. Der Argentinier Facundo Mena ging couragiert in das Match gegen den früheren Weltranglisten-50. Gregoire Barrere. Im Verlauf der Partie wirkte er physisch und taktisch überlegen. Er spielte variabler und machte weniger Fehler als der Franzose. Für einen Herzschlag bei den 700 Zuschauern sorgte Facundos Landsmann Franco Agamenone. Die drei anderen Einzel waren beendet, alle Fans sammelten sich um Platz zwei, auf dem sich der Routinier mit dem Franzosen Lilian Marmousez ein sehr abwechslungsreiches Match lieferte. Beide Spieler kombinierten Powerschläge mit Stopps und zahlreichen Netzattacken. Die Zuschauer kamen auf ihre Kosten. Der Kölner hatte bei einer 9:7-Führung und eigenem Aufschlag zwei Matchbälle. „Das war geil. Ein cooles Highlight für die Zuschauer, dass Franco vier Punkte in Folge schaffte und noch gewann. Freut mich besonders, dass wir endlich einen Matchtiebreak gewonnen haben“, kommentierte den 2:2-Ausgleich Trainer Marx.
Chancen auf den Sieg vergaben hingegen Pedro Cachin und Calvin Hemery. Der Argentinier konnte zum wiederholten Mal sein anfängliches Niveau nicht halten. Mit zunehmender Dauer verlor er sein Selbstbewusstsein. Statt weiter druckvoll zu agieren, wurde er plötzlich zu passiv. Im Tiebreak des zweiten Durchganges hatte er bei 7:6 einen Satzball, den der Italiener Jacopo Berrettini – der Bruder des Weltranglisten-33. Matteo Berrettini – mit einem Volleyschlag abwehrte und mit zwei anschließenden Punkte siegte. Im Spitzenspiel beschäftigte der Franzose Hemery sein Gegenüber, den Linkshänder Facundo Diaz Acosta, vor allem auf dessen Rückhand. Den ersten Satz gab er nach drei verlorenen Games in Folge ab, dann schaffte er nach tollen und langen Ballwechseln den Satzausgleich. Im Matchtiebreak unterlief dem bis dahin am Netz sehr sicheren Hemery ein dummer Vorhandfehler zum 2:4. Der Argentinier nutzte die Chance, zog schnell auf 7:2 davon und holte für sein Team die zwischenzeitliche Führung.
Fürs Doppel holten beide Teams Spezialisten. Die Gäste setzten die beiden Niederländer, Matwe Middelkoop (2024 Doppel-Weltrangliste 18.) und die ehemalige Nummer eins der Welt Wesley Koohlhof, sowie den früheren Daviscupspieler Dustin Brown ein; wir den seit Jahren zuverlässigen Inder Sriram Balaji. Das Verhältnis 3:1 wurde auch auf den Plätzen deutlich. Im ersten Doppel stellte Balaji am Netz sein Können unter Beweis; jedoch unterliefen ihm mit der Rückhand ungewöhnlich viele Return-Fehler. Im zweiten Satz spielte „Bala“ stark und zog den zwischendurch schwächelnden Mena mit. Am Ende waren es wieder die unerzwungenen Fehler unserer Spieler, die zum Sieg der Gäste führten. Im anderen Doppel konnte man den Unterschied zwischen Einzel und Doppelspielern sehen. Während Pedro und Franco am Netz viele Volleys zu lasch spielten, zeigten auf der anderen Seite der wuchtig schlagende Brown und der Doppelspezialist Koohlhof, wie es gehen soll. Obwohl auch Koolhof Fehler machte, zeigte er, dass sein Händchen am Netz, sein Positionsspiel und sein Auge im Doppel Gold wert sind.
FTC Palmengarten – RW Köln 2:4. – Calvin Hemery (Frankreich) – Facundo Diaz Acosta (Argentinien) 3:6, 6:3, 4:10, Facundo Mena (Argentinien) – Gregoire Barrere (Frankreich) 6:4, 7:5, Pedro Cachin (Argentinien) – Jacopo Berrettini (Italien) 5:7, 6:7, Franco Agamenone (Argentinien) – Lilian Marmousez (Frankreich) 7:5, 4:6, 11:9, Facundo Mena/Sriram Balaji – Diaz Acosta/Middelkoop 1:6, 6:3, 6:10, Pedro Cachin/Franco Agamenone –Dustin Brown/Wesley Koolhof 4:6, 4:6.