FTC Palmengarten bleibt Bundesligist

Gerettet: FTC Palmengarten bleibt Bundesligist

Es kommt selten vor, dass sowohl der Sieger als auch der Verlierer feiern: Beim 1:5 des FTC Palmengarten gegen den TC Bredeney war es so. Und wie! Bereits um 16.13 Uhr erschien im Internet die Nachricht, dass BW Neuss in München-Großhesselohe drei Einzel verlor, womit klar war, dass der Neuling aus Frankfurt auch in der kommenden Saison gemeinsam mit dem TK GW Mannheim die elf „Leading Clubs of Germany“ in der Bundesliga vertreten wird. Die Freude des Clubpräsidenten Dr. Ingo Mantzke kannte keine Grenzen, er umarmte die umstehenden Menschen: „Unglaublich. Wir freuen uns riesig“, wiederholte er immer wieder. Auch Chef-Coach Philipp Marx interessierte in diesem Moment der weitere Spielverlauf recht wenig: „Das war eine sensationelle Saison. Ich bin mega happy. Jetzt wird der Klassenerhalt, den uns niemand zugetraut hat, ausgiebig gefeiert. Alle Gegner hatten uns vor der Saison als Absteiger getippt. Ich finde, wir haben trotz des unglaublichen Verletzungspechs eine starke Runde gespielt.“

Zu diesem Zeitpunkt war die Partie noch nicht zu Ende. Es stand 0:4, was nicht ausschließlich auf die sehr starken Leistungen der Gäste zurückzuführen war. Facundo Mena wurde durch seine eine Woche zuvor erneut aufgetretenen Schulterschmerzen behindert, der Tscheche Marek Gengel, der fünf Wochen zuvor im Training gestolpert war und sich am Drahtzaun die Schlaghand verletzte, kam ohne jegliche Matchpraxis nach Frankfurt. Beide konnten so ihr wahres Können nicht unter Beweis stellen. Der Argentinier Pedro Cachin, der statt wie vorgesehen nur zweimal insgesamt in sechs Partien dem Team zur Verfügung stand, hatte die Woche vor dem Bredeney-Match ausschließlich auf Hartplatz trainiert, um sich für die großen Hartplatz-Turniere in Übersee vorzubereiten. Im ersten Satz hielt der Weltranglisten-48. mit dem glänzend aufschlagenden Daviscupspieler Maximilian Marterer – gegen den er noch nie gewonnen hatte – dank seines variablen Spiels und der schnellen Cross-Vorhand noch sehr gut mit, dann wurde er müde und die Fehlerquote nahm zu.

Obwohl alle Einzel mit einer Niederlage geendet hatten, waren die 1050 Zuschauer nicht unzufrieden, denn sie bekamen hochklassiges Tennis zu sehen und eine lange Pause, um sich am Grillstand für die Beobachtung der Doppel zu stärken. Diese Pause war ungewöhnlich lang. Denn statt wie geplant, zeitnah mit den Doppel-Begegnungen zu beginnen, wartete man mit Einverständnis aller beteiligten Protagonisten auf den Zwischenstand in Mannheim. Um 17.10 wurde von dort die dritte Niederlage der Versmolder gemeldet. Unmittelbar danch ließen die zwölf Essener Spieler die Sektkorken knallen. Die Herren des TC Bredeney sind in diesem Augenblick zum ersten Mal Deutscher Meister geworden. Die Trikots der Spieler waren schnell durchnässt. Am schlimmsten erwischte es Teamchef Torsten Rekasch, der es mit Humor nahm. „Ich bin die Sektdusche schon gewöhnt. Eine solche bekam ich bereits nach der gewonnenen Meisterschaft unserer Damen ab. Langsam komme ich mir wie ein passiver Alkoholiker vor.“

Dann wurden die Doppel gespielt. Und die Frankfurter Tennis-Fans bekamen auch den sehnlichst erwarteten Philipp Kohlschreiber zu sehen. Der langjährige Daviscupspieler, mit drei Siegen und drei weiteren Finalteilnahmen Rekordspieler beim ATP-Turnier in München, wurde im zweiten Doppel eingesetzt. Da der TC Palmengarten seine beiden beliebten Doppelspezialisten Andre Begemann und Sriram Balaji auf den gleichen Platz schickte, waren um den Centre Court viel weniger Zuschauer versammelt als am „Zweier“. Als Lohn bekamen sie ein tolles Match zu sehen. „Bege“ und „Bala“ brauchten etwas Zeit, um sich auf den Gegner einzustellen, lagen im ersten Satz schon 1:5 zurück. Doch dann demonstrierten sie eindrucksvoll ihre Klasse, beherrschten den Gegner vor allem am Netz und gewannen verdient mit 7:5, 6:3.

Es war ein schöner Schlusspunkt hinter einer erfolgreichen Saison, die ihren Ausklang noch im fröhlichen Beisammensein der Mannschaft und der Helfer mit Sekt, Wein und Bier bei einem im „Charlie Costini“ servierten Essen fand. Der sonst cool wirkende Geschäftsführer wirkte bei seiner originellen Dankesrede an die Spieler, Trainer, den Physio Christoph Zipf und alle Helfer richtig gerührt. Am Ende gab es einen besonderen und originellen Dank: „Am meisten freue ich mich für meine sehr engagierte Frau Beate, die stets mit Herzblut dabei war. Wären wir abgestiegen, wäre es für mich daheim eine Hölle geworden, so kann ich heute entspannt nach Hause gehen.“ Auch Philipp Marx bedankte sich noch einmal bei seinen Spielern, betonte, dass sie eine tolle Gemeinschaft waren. „Ich freue mich jetzt schon auf die kommende Bundesligasaison und hoffe, die meisten von Euch wieder hier begrüßen zu können“, sagte er abschließend.

TC Palmengarten – TC Bredeney 1:5

Pedro Cachin (Argentinien/Kroatien) – Maximilian Marterer 4:6, 1:6

Facundo Mena (Argentinien) – Rudolf Molleker 0:6, 1:6

Marek Gengel – Mats Moraing 0:6, 2:6

Filip Cristian Jianu – Tobias Kamke 6:7, 3:6

Cachin/Mena – Henri Squire/Tom Gentzsch 6:7, 1:4 Aufgabe Palmengarten wegen Verletzung Cachin

Andre Begemann/Sriram Balaji – Philipp Kohlschreiber/Adrian Oetzbach 7:5, 6:3

Weiter spielten: TC Großhesselohe – BW Neuß 4:2, TK GW Mannheim – Tennispark Versmold 5:1, Kurhaus Aachen – TC Rosenheim 4:2.